Short Fiction

Format – Analog, hybrid oder digital?

Während wir uns bisher bei der Planung eines DJHT vor allem darum gekümmert haben, wie wir die Fachmesse, den Fachkongress und andere Programmpunkte am besten vor Ort gestalten, stellten wir uns aufgrund der Corona-Pandemie plötzlich eine ganz andere Frage:

#DJHT-analog

Corona hat uns vor ganz neue Herausforderungen gestellt: Bereits im Frühjahr 2020 zeichnete sich ab, dass der 17. DJHT nicht wie geplant als Präsenz-Veranstaltung auf dem Gelände der Messe Essen stattfinden kann. Zügig musste ein geeignetes Veranstaltungsformat gefunden werden.

#DJHT-hybrid

Im Juli 2020 schien die Planung und Umsetzung eines hybriden DJHT die Lösung zu sein, verbinden sich doch hier zentrale Präsenz-Bestandteile wie die Fachmesse und der Fachkongress mit innovativen digitalen Elementen. Die Vorteile eines hybriden Formates in Zeiten der Pandemie liegen auf der Hand.

Vorteile für die Gestalter*innen:

  • Das hybride Format gibt allen Gestalter*innen die Sicherheit, trotz pandemiebedingter Einschränkungen die Zielgruppen des DJHTs zu erreichen.
  • Die Verlegung in den digitalen Raum ermöglicht ein deutlich größeres Fachkongressprogramm, da man von begrenzt zur Verfügung stehenden Veranstaltungsräumen unabhängig ist.
  • Reichweite, Interaktivität und Kommunikation beim DJHT werden durch den Einsatz digitaler Tools vergrößert. Neue Besucher*innen-Gruppen können gewonnen werden.

Vorteile für die Besucher*innen:

  • Besucher*innen können individuell nach ihren Bedürfnissen teilnehmen – vor Ort oder bequem von Zuhause aus. So können z. B. auch internationale Fachkräfte oder Menschen mit erhöhtem Risiko weltweit am Event teilnehmen.
  • Bei einer Teilnahme von Zuhause aus fallen die Anfahrt zum Veranstaltungsort sowie Übernachtungen im Hotel weg. Dies spart Zeit und Kosten.

Schnell ging es also an die Planung eines hybriden DJHT. Dabei wurde deutlich: Eine Großveranstaltung wie den DJHT konsequent hybrid umzusetzen, ist konzeptionell, technisch und personell aufwendig. Dank der Unterstützung durch die Zuwendungsgeber und die Träger der Kinder- und Jugendhilfe ließen wir uns davon nicht abschrecken.

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Fotos/Icons: Lime Flavour

#DJHT-digital

Die Pandemie hielt sich jedoch hartnäckiger als erhofft, sodass im Februar 2021 die Entscheidung fiel, von einem hybriden DJHT Abstand zu nehmen. Außer Frage stand, dass der DJHT stattfinden wird – dann eben das erste Mal in der 50-jährigen Geschichte komplett digital.

Uns war von Anfang an klar, dass es herausfordernd sein wird, sich im digitalen Raum auszutauschen sowie Kontakte zu knüpfen und zu pflegen. Dementsprechend haben wir gezielt digitale Tools integriert.

Das Programm des digitalen DJHT wurde auf der Website www.jugendhilfetag.de ausgespielt – weiterentwickelt zu einer Landingpage.

„Was mich besonders begeistert hat, war, dass die Plattform online durchgeführt wurde. So hatte ich auch die Möglichkeit, teilzunehmen. Mein Arbeitgeber hätte mir als Halbtagskraft nicht drei Tage frei geben und die Unterkunft bezahlen können.“

– Besucher*innenstimme

Bei der Planung und Umsetzung des #DJHTdigital haben wir einerseits die vielfältigen digitalen Möglichkeiten zu schätzen gelernt und stießen andererseits auch an Grenzen.

Unsere Erfahrungen:

  • Weniger ist mehr: Wir haben eine Fachmesse, einen Fachkongress und ein buntes Programm angeboten. Doch die Zeit am Bildschirm ist lang, die Konzentration lässt schnell nach. Besucher*innen kommen mit weniger Programm aus und brauchen längere Pausen.
  • Digitaler Fachkongress – ein voller Erfolg: Alle waren begeistert von den informativen und thematisch aktuellen Angeboten sowie der technischen Umsetzung. Dass die einzelnen Veranstaltungen in einem Online-Archiv auch im Nachgang zugänglich waren, wurde sehr begrüßt. Ein digitaler Fachkongress beziehungsweise ein Fachkongress mit digitalen Elementen ist auch bei folgenden DJHTs erwünscht.
  • Digitale Fachmesse – einen Versuch war’s wert: Besucher*innen und Aussteller*innen waren mäßig überzeugt von dem Angebot. Zwar wussten alle die kreativen und informativen Messestände zu schätzen. Es wurde aber neben dem direkten Kontakt die Atmosphäre einer Präsenzmesse vermisst.
  • Zugang für alle: Die digitalen Vernetzungsangebote wurden aus Respekt vor der Technik eher zurückhaltend genutzt. Die Tools müssen benutzer*innenfreundlicher werden, damit sie für alle Altersgruppen gleichermaßen zugänglich sind.
  • Große Reichweite: Die zentralen Veranstaltungen mit politischer Prominenz wurden per Livestream übertragen. Viele Veranstaltungen des Fachkongresses waren schon vor Beginn vollständig ausgebucht. Und auch die europäische Dimension gewann an Gewicht. Die große Reichweite machen auch die Besucher*innenzahlen deutlich. Waren es beim 15. und 16. DJHT an drei Veranstaltungstagen etwa 30.000 Besucher*innen, wurden mit dem 17. DJHT rund 37.000 Besucher*innen erreicht. Ein großer Pluspunkt: Viele neue Besucher*innen haben teilgenommen.

Erstbesucher*innen oder Wiederholungsgäste?

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Wir haben immer viele Erstbesucher*innen. Dass das dieses Mal auch so ist, obwohl oder weil wir digital waren, freut uns ganz besonders.

Unser Fazit:

Ein digitaler DJHT ist anders und stellt bei gewissen Herausforderungen eine große Bereicherung dar. Wir werden bei der Planung der nächsten DJHTs auf digitale Elemente nicht mehr verzichten: Kinder- und Jugendhilfetage gewinnen dadurch an Vielfalt und Reichweite.

Jule Weber über den digitalen DJHT. Sie ist eine der führenden Stimmen der deutschsprachigen Spoken-Word-Szene. | Copyright: 
GAHRENS & BATTERMANN, Media Event Solutions

Angebot des #DJHTdigital: DJHT-Connect = Treffen, Netzwerken und Austauschen

Der 17. DJHT verfügte mit DJHT-Connect über ein umfangreiches Begleitprogramm, das Austausch- und Netzwerkmöglichkeiten für die Besucher*innen auch im Digitalen ermöglichte. Die folgenden Elemente waren Teil von DJHT-Connect:

digitale_Cafeteria

Digitale Cafeteria: In diversen Trember-Räumen konnten die Teilnehmenden neue Kontakte knüpfen und sich inhaltlich austauschen. | Foto: Bildschön

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Fotobox mit Mosaik: 576 Personen haben teilgenommen. | Foto: Upreach

Themenräume und Lunchbreak-Sessions: Nicht nur zuhören, sondern mitreden! Das war das Motto der Lunchbreak-Sessions. Zwischen 5 und 9 Teilnehmer*innen pro Session diskutierten in verschiedenen Themenräumen intensiv über die Forderungen aus dem Kinder- und Jugendpolitischen Leitpapier.

Chatsystem mit Matchmaking: Anhand von Fragen zu Interessengebieten wurden Besucher*innen andere Gäste zur Kontaktaufnahme vorgeschlagen. 202 Personen fanden durch das Matchmaking-Tool zusammen.

FORUM für Berufseinsteigende: Ausgewählte Organisationen konnten sich als Arbeitgeber präsentieren, Berufseinsteigende miteinander in Kontakt kommen.

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